Science

Patagonian Experience 2019-2020

(c) bigairfactory


South-Trac mission in the South of Patagonia

Here you will find a nice video of the South-Trac mission in the South of Patagonia. We flew with two S 10 VT from Thomas Horz and myself and we could make interesting measurements with the scientific instruments of German aerospace.

I could convince the scientists to realize this little documentation done by my friends Christian Holler and the team of bigairfactory. By the way, if ever one of you has connections to TV-stations, we can produce a much larger film. We have tons of beautiful shoots of our birds on the ground and in the air.

Please enjoy: https://www.dlr.de/pa/desktopdefault.aspx/tabid-16107/#gallery/35858

 


EGENIUS- ERSTE ALPENÜBERQUERUNG MIT EINEM DOPPELSITZIGEN BATTERIEFLUGZEUG

 

Lass uns zum Italiener gehen…Irgendeiner aus dem Egenius-Team kam mit dieser Idee, nichtsahnend, dass er schon bald zum geflügelten Wort mutieren sollte.

 

Der E-Genius, meiner Meinung nach wie vor das effizienteste Elektroflugzeug der Welt, konnte in den 5 Jahren seit seiner Entstehung eine Reihe von Erfolgen vorweisen:

 

Im Greenflight Challenge der NASA wurde es als das leiseste und verbrauchsgünstigste Flugzeug gekürt.

 

Beim Green Speed Cup in Strausberg, bei dem die simple Formel Geschwindigkeit / Energieverbrauch galt, gewann das Flugzeug haushoch gegen die Verbrennerkonkurrenz.

 

In 2014 konnten wir in einer Woche in Serres / Südfrankreich 6 neue Weltrekorde in der Kategorie doppelsitziger Flugzeuge bis 1000 kg mit Elektroantrieb erfliegen.

 

Len Schumann kam dann im Mai mit der Idee doch einfach mal von Stuttgart über die Alpen zur EXPO nach Mailand zu fliegen, dort zu essen und am Nachmittag wieder zurückzufliegen. Die Flüge in 2014 hatten ja erwartungsgemäß gezeigt, dass der E-Genius auch in größerer Höhe keinerlei Probleme hatte.

 

In der Vorbereitungsphase wurden dann Flugplätze am südlichen Alpenrand auf ihre Eignung untersucht. Zum Laden der Batterien in vernünftiger Zeit braucht man einen ausreichend starken Drehstromanschluss. Leider war der Stadtflugplatz von Mailand, Bresso wegen der EXPO geschlossen.

 

So fiel schlussendlich die Wahl auf das bekannte Segelflugzentrum Calcinate del Pesce, das über eine entsprechende Infrastruktur verfügte.

 

Als Startort wurde der Segelflugplatz Hahnweide auserkoren. Die Anreise zur Hahnweide von Serres aus sollte natürlich ebenfalls möglichst energieeffizient sein. Was lag näher, als dies weitgehend im Segelflug zu absolvieren. Da wir schon am Nachmittag gegen 16 Uhr noch einen Probeflug mit dem E-Genius absolvieren wollten, konnte ich nicht auf den relativ spät vorhergesagten Thermikbeginn im Westen warten. Wozu hat man eine Stemme? Nach einer halben Stunde Rotaxthermik befinde ich mich unter den ersten bereits 4000 m hohen Cumuli westlich von Briancon. Wie schon die ganzen Tage vorher sind jedoch auch die schönsten Wolken nur mit geringen und schwierig zu findenden Aufwinden ausgestattet. „Stay high“ heißt die Devise.

 

Über Bardonecchia, Sollières, Aosta nach Zermatt…trotz der relativ schwachen Thermik ist der Flug ein wahrer Augenschmaus. Vorbei am Matterhorn, entlang der riesigen Gletscherfelder des Monte Rosa Massivs….weiter zum Furkapaß….ein Parcour, der jedes Fliegerherz höher schlagen lässt.

 

Peter Mungenast und Arno Gasteiger, die mit einer DG 800 und einem Arcus am Vortag von Hohenems nach Serres geflogen waren, sind nur wenige km hinter mir wieder auf dem Rückweg nach Hause. Sie teilen meine Freude an dem immer wieder neuen Schauspiel, das sich uns Segelfliegern im hochalpinen Gelände erschließt. Nördlich von Andermatt muss ich schließlich trotz noch recht ordentlicher Thermik wieder meinen Motor bemühen, um rechtzeitig um 16 Uhr auf der Hahnweide zu landen. Amüsantes Detail: Das restliche Team steckt im Stau um Stuttgart und trifft erst 2 Std.  später auf der Hahnweide ein. Zeit für ein Schwätzchen mit den Segelfliegerfreunden vor Ort.

 

Bei Eintreffen des Teams entscheiden wir schlussendlich auf einen Trainingsstart zugunsten der kompletten Batterieladung zu verzichten.

 

Der Tag beginnt gegen 04:30. Wir wollen so früh wie möglich starten, um ausreichend Ladezeit für den Rückflug zu haben. Treffpunkt Hahnweide…eine DA 40 soll uns als Filmflugzeug begleiten. Wir starten als erstes, um mit einem energieeffizienten, eher gemächlichen Steigflug auf die geplanten 13.000 ft am Hauptkamm zu steigen. Die Route geht über Friedrichshafen, vorbei an Schänis über den Vorderrheingraben, dann westlich vom Rheinwaldhorn, mehr oder weniger direkt nach Varese. Die etwas später gestartete DA 40 hat einige Mühe uns zu finden, da die Besatzung nicht damit rechnete, dass unser Elektroflieger so flott unterwegs sein würde. Außer sauber zu fliegen und den adäquaten Funkverkehr zu managen, bleibt für mich vordergründig nur die Aufgabe, im Falle eines Falles vernünftige Landemöglichkeiten in petto zu haben. Alles andere, Triebwerksüberwachung, Batterie- und Energiemanagement übernimmt mein Bordingenieur Ingmar Geiss vom IFB….genial angenehm….

 

Die DA 40 Besatzung hat uns schließlich aufgespürt und fliegt nach einer ausgiebigen Fotosession in Richtung Mailand voraus. Wir gehen in den Sinkflug und legen kurze Zeit später das Triebwerk still. Propeller auf Segelflug, über Locarno geht es an Lugano vorbei, im stillen Gleitflug mit einer knappen 30er Gleitzahl gen Süden, in Richtung Calcinate del Pesce. In der Platzrunde wird der Propeller wieder auf bestes Steigen gestellt, Fahrwerk raus und schon geht’s zur Landung.

 

Großer Bahnhof vor dem Hangar des von Adele und Giorgio Orsi gegründeten Vereins…Margherita „Margot“, Acqaderni Caraffini die Präsidentin des rührigen Clubs und ihr Mann Antonio empfangen uns herzlich mit zahlreichen Mitgliedern. 2 Fernsehsender und lokale Zeitungen sind präsent. Ausgiebige Interviews und Fernsehaufnahmen geben allen Beteiligten eine Menge Gelegenheiten ihre Sache darzustellen. Emissionsfreies Fliegen, Segelflug und erneuerbare Energien stehen im Mittelpunkt. 

 

Der nächste, nicht weniger wichtige Akt ist, unseren Flieger an die passende Steckdose anzuschließen. Danach geht es an den gemütlichen Teil. Wir sind zum Frühstück in der Bar eingeladen. An einem Segelflugplatz fühlt man sich eigentlich überall auf der Welt zuhause.

 

Die Herzlichkeit unserer Gastgeber lag aber deutlich über der normalen Gastfreundschaft, die man bei Segelfliegern erwarten darf.

 

Nach ausgiebigen Mittagessen und zahlreichen Gesprächen mit den sympathischen Clubmitgliedern wird es Zeit für den Rückflug. Die Batterien sind voll…der Start auf der kurzen Hartbahn problemlos.

 

Über Lugano, Bellinzona, Lodrino fliegen wir das Ticinotal aufwärts in Richtung Ambri.

 

Der deutlich steilere Steigflug gelingt so gut, dass die DA 40 uns zunächst wieder nicht findet, da sie uns deutlich tiefer sucht. Der Flugweg ist so angelegt, dass zu jedem Zeitpunkt ein Flugplatz erreicht werden kann. Östlich vom Gotthardpass geht es über Andermatt Richtung Altfeld, dann über den Klausenpass Richtung Schänis Nach dem Bodensee geht’s über die Alb in den Sinkflug zur Landung auf der Hahnweide.

 

Knapp 700 km haben wir mit unserem Tagesausflug absolviert. Verbrauch: 83 kWh entspricht etwa 9,2 l Sprit. Das bedeutet, dass der Egenius umgerechnet etwa 1,4 l auf 100 km verbraucht. Die Stromkosten für den gesamten Ausflug waren ca. 21 Euro. Der Rückflug am Sonntag mit der Stemme entwickelt sich nach einem späten Start und Motorflug bis zum Furkapaß noch zu einem anspruchsvollen Genussflug übers Wallis, Grand Combin und Gran Paradiso. Was für ein Wochenende…

 

Klaus Ohlmann